Wenn Papier stärker ist als Stahl
Dieser Beitrag erschien ursprünglich auf Japanisch im Evohome-Blog. Wir teilen ihn hier auf Deutsch, um unsere Philosophie des Lebens und Handwerks im Norden Japans vorzustellen – und zu zeigen, wie unsere Alltagsrealität gelegentlich mit den japanischen Bauvorschriften kollidiert.
An meinem Zuhause ist ein Seecontainer angekommen.
Es handelt sich um einen „One-Way-Container“ – in China gefertigt, einmalig mit Ware beladen und nach Japan verschifft. Nach dieser einen Reise praktisch neuwertig bei mir gelandet.
Die Größe: L6.058 mm × B2.438 mm × H2.591 mm, also ungefähr wie eine Garage.
Gebaut nach einem weltweit gültigen ISO-Standard, gut verfügbar – und im Vergleich zu einer normalen Garage etwa zum halben Preis.
Das ist ein echtes Containerhaus in Australien.
Es weckt Träume, oder?
Aber …
Hier in Japan ist das Baugesetz streng – so etwas darf man nicht einfach als Wohnhaus errichten.
Und seit April 2025 wurden die Regeln noch einmal verschärft, was die Kosten nach oben treibt und den Neubau massiv bremst.
Mein eigener Container taugt deshalb höchstens als Lagerraum.
Man darf ihn nicht am Boden verankern; er muss jederzeit anheb- und versetzbar bleiben.
Klingt absurd? Ist aber die hiesige Realität.
Im Ausland gibt es massenhaft containerspezifische Bauteile – etwa Dämmstoffe, die den Sicken folgen.
In Japan ist der Umbau eines ISO-Containers zu Wohnzwecken praktisch nicht umsetzbar.
Fairerweise: Es gibt neu gebaute „Container-Stil“-Systeme im Inland, die dem Baugesetz entsprechen.
Trotzdem bleibt die Frage: Warum dürfen wir echte ISO-Seecontainer – ausgelegt für Volllast und sechsfach stapelbar – nicht als Gebäude wiederverwenden? Das ist schwer nachzuvollziehen.
Anderswo zählt Leistung; hier dominieren Papiere.
Der MLIT-Minister gehört inzwischen einer anderen Partei an – vielleicht ändert sich etwas. Eher nicht.
Die Firma, die meinen Egg Trailer baut, fertigt übrigens auch Trailer zum Transport von Containern.
Wenn man darauf ein bewohnbares Modul aufbaut, greift das Baugesetz nicht in derselben Weise.
Ein möglicher Ausweg: ein korrekt genehmigtes „Kernhaus“ errichten – Küche, Bad, Toilette, Haustechnik – und außen herum „abstellbare“ Container als Wohnzimmer, Schlafzimmer und Kinderzimmer platzieren.
Die Verbindungen so konstruieren, dass sie in Minuten lösbar sind; bei Bedarf erweitern, und überflüssige Module wieder verkaufen.
Mit etwas kluger Ingenieurskunst durchaus realistisch. Nur: Ich habe keine Lust, mit dem Papierkrieg zu ringen.
Fertig geschaut.
Sagen wir’s so: Mit den Top-K-Dramen sollte man es nicht vergleichen.